Lösen Impfungen multiple Sklerose aus?

Nein, tun sie nicht. Zumindest, wenn man Forschungsergebnissen traut. Impfverweigerer sehen das wahrscheinlich (wie immer) anders.

Risikofaktor impfen?

Unter Impfgegnern hält sich unter anderem hartnäckig der Mythos, dass Impfungen andere Erkrankungen wie Autismus, Diabetes oder multiple Sklerose (MS) auslösen können. Belege gibt es dafür jedoch keine.

Eine Forschungsgruppe aus München hat nun Daten von über 200.000 Patienten ausgewertet, um den Zusammenhang zwischen multipler Sklerose und Impfungen zu überprüfen. Rund 12.000 leiden an multipler Sklerose, Patienten mit anderen Autoimmunerkrankungen (Morbus Crohn: etwa 19.000; Psoriasis: gut 112.000) und knapp 80.000 Patienten ohne Autoimmunerkrankung dienten als Kontrolle. Untersucht wurde, ob und welche Impfungen in den fünf Jahren vor Erstdiagnose verabreicht wurden.

Welche Impfungen wurden untersucht?

Die Impfungen wurden in zehn Gruppen eingeteilt:

  1. FSME
  2. HPV
  3. Pneumokokken
  4. Meningokokken
  5. Influenza
  6. Hepatitis A
  7. Hepatitis B
  8. MMR und Varizella zoster
  9. Tetanus, Diphterie, Polio, Keuchhusten, Haemophilus influenza
  10. Andere

Seltenere Diagnose nach Impfung

Es zeigte sich, dass Patienten mit multipler Sklerose in den fünf Jahren vor Diagnose deutlich seltener geimpft worden waren als Patienten aller Kontrollgruppen. Dies galt für jede Art von Impfung, besonders ausgeprägt war der Effekt bei Immunisierung gegen FSME, Hepatitis B und Grippe. Lediglich für die HPV-Impfung im Vergleich mit der Psoriasis-Gruppe war kein signifikanter Zusammenhang erkennbar.

Damit wurde belegt, dass Impfungen keine multiple Sklerose verursachen, man könnte anhand der Ergebnisse sogar das Gegenteil vermuten. Die Forscher räumen jedoch ein, dass nicht klar sei, ob die Impfungen eine Schutzwirkung vor der Autoimmunerkrankung mit sich bringen. Das müsse in weiteren Studien untersucht werden. Es könne nämlich sein, dass nicht die fehlenden Impfungen die multiple Sklerose begünstigen, sondern dass die bereits vor Diagnose bestehende Erkrankung die Gesundheit derartig beeinträchtigt, dass weitere medizinische Eingriffe eher gemieden werden.

Welche Argumente überzeugen Impfverweigerer?

Erfahrungsgemäß wenige bis gar keine. Was jedoch bessere Erfolge zeigt, ist das, was auch bei Zigarettenschachteln funktioniert: Schockbilder. In einer amerikanischen Untersuchung konnten die Forscher deutlich besser mit Bildern und Texten zu Krankheitsschäden überzeugen als mit der Widerlegung von Impfmythen.

Trotzdem lohnt sich Aufklärung auch weiterhin, da viele Impfgegner die schützende Spritze schlicht aus Unwissenheit beziehungsweise wegen Fehlinformation ablehnen. So sorgte Anfang des Jahres in den USA Ethan Lindenberger für Furore, der sich medienwirksam gegen den Willen seiner Mutter auflehnte: Es begann mit Posts bei Reddit und Facebook, wo sich der Teenager erkundigte, ob er sich auch mit 18 Jahren noch impfen lassen könne – was er dann mit dem Erreichen der Volljährigkeit auch gegen die Überzeugungen seiner Mutter durchzog. Seitdem ist er als Aktivist auf dem Gebiet der Impfungaufklärung bekannt, der auch bereits vor Kongressabgeordneten oder der UN gesprochen hat. Er betonte, dass seine Mutter schlicht fehlinformiert sei (so wie viele andere auch), die ihre Informationen aus den falschen Quellen (in diesem Fall Social-Media-Plattformen und der Kirche) bezogen und sich dann die Bestätigung bei Menschen mit der gleichen Einstellung holten.