Wie oft greifen Jugendliche zu rezeptfreien Abnehmmitteln?

Präparate zur Gewichtskontrolle können erhebliche Risiken haben. Das gilt insbesondere für Jugendliche. Eine aktuelle Metaanalyse sollte klären, wie verbreitet derartige Mittel bei unter 18-Jährigen sind.

Risiken von rezeptfreien Mitteln zur Gewichtskontrolle

Kinder und Jugendliche sind immer häufiger übergewichtig oder gar adipös. Ein dauerndes Beschäftigen mit dem eigenen Körpergewicht, der Gewichtskontrolle oder dem Essverhalten ist jedoch nicht gesund.

Auch die Einnahme von Abnehmmitteln im Jugendalter ist mit diversen Problemen assoziiert: So kommt es häufiger in späteren Jahren zu einer ungesunden Gewichtszunahme, es werden häufiger Essstörungen diagnostiziert und Longitudinalstudien belegen, dass die Einnahme solcher Präparate mit mangelndem Selbstwertgefühl, Depressionen und Unterernährung assoziiert ist. Auch ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Präparaten zur Gewichtskontrolle und einem späteren Substanzmissbrauch ist beschrieben.

In einer aktuellen Metaanalyse sollte untersucht werden, wie häufig Jugendliche zu nicht verschreibungspflichtigen Mittel zur Gewichtskontrolle/-reduktion greifen.

Mädchen häufiger betroffen als Jungen

In die Metaanalyse flossen Daten aus 90 Studien in 25 verschiedenen Ländern mit über 600.000 Teilnehmern, die maximal 18 Jahre alt waren, ein. Untersucht wurde, ob die Jugendlichen innerhalb der letzten Woche, des letzten Monats, des letzten Jahres oder irgendwann in ihrem Leben verschreibungsfreie Mittel zur Gewichtskontrolle eingenommen hatten. Darunter fielen drei Gruppen: verschiedene Nahrungsergänzungsmittel, unter anderem Grüntee, Synephrin oder Carnitin („Diätpillen“), Laxanzien oder diuretisch wirkende Substanzen.

Dabei ergab sich eine Prävalenz von insgesamt 5,5%. Hinsichtlich Anwendungszeitraum lagen diese bei 2,0% (letzte Woche), 4,4% (im letzten Monat), 6,2% (im letzten Jahr) und 8,9% (irgendwann im Leben).

Mädchen hatten fast dreimal häufiger als Jungen irgendwann in ihrem Leben schon einmal entsprechende Präparate eingenommen (Prävalenz 9,5% vs. 3,2%). Auf dem amerikanischen Kontinent war die Prävalenz höher als in Asien oder Europa und Laxanzien oder diuretisch wirkende Substanzen spielten eine geringere Rolle als die „Diätpillen“.

Zugang zu einfach

Die Autoren resümieren, dass die Einnahme von Abnehmpräparaten ohne Verschreibung medizinisch nicht indiziert und zudem risikobehaftet sei.

Insbesondere die häufige Anwendung durch Mädchen bewerten die Autoren als kritisch, da diese insbesondere dann zu entsprechenden Mitteln greifen, wenn sie ein niedriges Selbstwertgefühl oder einen gewissen Druck von außen haben (Eltern wünschen Gewichtsabnahme, Social Media propagieren unrealistisches Schönheitsideal, dünn sein wird im Freundeskreis als erstrebenswert angesehen usw.).

Ebenfalls als problematisch bewerten die Autoren, dass Laxanzien und Diuretika zur Gewichtsabnahme zweckentfremdet werden. Sie empfehlen, den Zugang zu diesen Präparaten, aber auch zu den anderen Abnehmmitteln aufgrund der zahlreichen Risiken für Jugendliche zu erschweren.

Quelle

Hall NY, et al. Global Prevalence of Adolescent Use of Nonprescription Weight-Loss Products – A Systematic Review and Meta-Analysis. JAMA Netw Open. 2024;7:e2350940. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.50940